Geschichte der Ukulele: Vom Inselinstrument zum Weltstar

Die Ukulele ist mehr als nur ein Instrument – sie ist ein Symbol für Aloha, Lebensfreude und Entspannung. Ihre Geschichte beginnt mit portugiesischen Einwanderern und führt über Hawaii in die ganze Welt.

Die Wurzeln: Portugal und die Machete

Die Ukulele stammt ursprünglich von kleinen portugiesischen Saiteninstrumenten wie der Machete, der Cavaquinho und der Rajão ab, die im 19. Jahrhundert von Madeira nach Hawaii gebracht wurden. Im Jahr 1879 kamen portugiesische Immigranten, darunter die Möbeltischler Manuel Nunes, José do Espírito Santo und Augusto Dias, nach Hawaii, um auf den Zuckerrohrplantagen zu arbeiten. Sie brachten ihre Instrumente mit und begannen, Ukulelen in Hawaii herzustellen und zu spielen. Der Name "Ukulele" bedeutet auf Hawaiianisch "hüpfender Floh" – eine Anspielung auf die flinke Bewegung der Finger beim Spielen oder möglicherweise auf den englischen Offizier Edward Purvis, dessen lebhafte Spielweise diesen Spitznamen inspirierte.

Die Ukulele auf Hawaii: Königliches Instrument

Die Ukulele wurde schnell zum Symbol der hawaiianischen Musik und Kultur. König David Kalākaua, der letzte König von Hawaii (reg. 1874-1891), war ein großer Förderer hawaiianischer Kultur und Musik. Er liebte die Ukulele und machte sie gesellschaftsfähig. Auch seine Schwester und Nachfolgerin, Königin Liliʻuokalani, spielte Ukulele und komponierte zahlreiche Lieder, darunter das berühmte "Aloha ʻOe". Die typische Bauweise mit vier Nylon- oder Darmsaiten und dem kleinen Korpus aus Koa-Holz sorgt für den charakteristischen, fröhlichen und warmen Klang, der heute weltweit mit Hawaii assoziiert wird.

Die Ukulele erobert die Welt (1915-1960)

Anfang des 20. Jahrhunderts gelangte die Ukulele in die USA und wurde dort in Jazz, Vaudeville und später auch in Ragtime und Pop-Musik eingesetzt. Bei der Panama-Pacific Exposition 1915 in San Francisco stellte die Hawaiian Pavilion die Ukulele einem Millionenpublikum vor, was einen ersten Boom auslöste. In den 1920er Jahren wurde sie zum Modeinstrum ent in den USA – jeder wollte Ukulele spielen! Stars wie Cliff Edwards ("Ukulele Ike") machten das Instrument populär. In den 1950er Jahren erlebte die Ukulele einen zweiten Boom durch Fernsehshows und Stars wie Arthur Godfrey und Tiny Tim, der mit seiner Falsett-Stimme und Ukulele-Begleitung "Tiptoe Through the Tulips" berühmt machte.

Die Ukulele heute: Renaissance durch YouTube & Social Media

In den letzten 20 Jahren erlebte die Ukulele eine weltweite Renaissance, getrieben von YouTube, Instagram und TikTok. Künstler wie Jake Shimabukuro zeigten mit virtuosen Interpretationen ("While My Guitar Gently Weeps"), dass die Ukulele weit mehr als ein Anfängerinstrument ist. Musiker wie Grace VanderWaal, Eddie Vedder (Pearl Jam) und Billie Eilish schrieben Hits auf der Ukulele. Heute ist die Ukulele ein beliebtes Einstiegsinstrument für Kinder und Erwachsene. Sie ist leicht zu lernen, preiswert, tragbar und vielseitig. Von Klassik bis Pop, von Solo bis Band – die Ukulele begeistert durch ihren warmen, fröhlichen Klang und ihre unkomplizierte Spielweise. Ukulele-Festivals, Meetups und Online-Communities verbinden Millionen von Spielern weltweit.

Ikonen der Ukulele: Berühmte Spieler

Von Hawaii bis Hollywood – diese Künstler zeigen, wie vielseitig die kleine Vier-Saiterin sein kann und wie sie Leben und Karrieren prägte.

Israel Kamakawiwoʻole (1959-1997)

„IZ", wie er liebevoll genannt wurde, wurde in Honolulu geboren und wuchs in Kaimuki auf. Mit 10 Jahren begann er, Musik zu machen, und mit 11 gründete er mit seinem Bruder Skippy die Band Makaha Sons of Niʻihau, die hawaiianische Traditionen mit modernen Einflüssen verband. IZ setzte sich sein Leben lang für hawaiianische Kultur, Sprache und politische Eigenständigkeit ein. Seine warme, sanfte Stimme und minimalistische Ukulele-Begleitung machten ihn zum Symbol für Aloha-Spirit weltweit. Sein berühmtes Medley „Somewhere Over the Rainbow/What a Wonderful World" nahm er 1988 nachts im Studio in nur einem Take um 3 Uhr morgens auf – der Toningenieur hatte extra für ihn das Studio geöffnet. IZ verstarb 1997 mit nur 38 Jahren an den Folgen seiner Fettleibigkeit, doch sein musikalisches Vermächtnis lebt weiter. Sein Medley wurde in unzähligen Filmen, TV-Serien und Werbespots verwendet und ist eines der meistgestreamten Lieder weltweit.

Jake Shimabukuro (geb. 1976)

Jake Shimabukuro wurde in Honolulu geboren und lernte mit vier Jahren von seiner Mutter Ukulele spielen. Beeinflusst von Gitarristen wie Jimi Hendrix und Eddie Van Halen, entwickelte er einen innovativen, virtuosen Stil, der Jazz, Rock, Blues, Funk und klassische Musik kombiniert. 2006 ging sein YouTube-Clip zu „While My Guitar Gently Weeps" (George Harrison/The Beatles) viral und machte ihn international bekannt. Seitdem tourte er weltweit, spielte mit Orchestern, trat bei TEDx auf, spielte für US-Truppen und sogar im Weißen Haus. Jake ist einer der wichtigsten Botschafter des Instruments und zeigt, dass die Ukulele technisch anspruchsvolle Musik spielen kann. Er spielt oft auf einer 4-saitigen Tenor-Ukulele und nutzt Techniken wie Tapping, Harmonics und Slapping.

Grace VanderWaal (geb. 2004)

Grace VanderWaal wurde in Kansas geboren und zog als Kind mit ihrer Familie nach New York. Mit 11 Jahren bekam sie ihre erste Ukulele und begann, eigene Songs zu schreiben. Mit zwölf Jahren gewann sie 2016 die 11. Staffel von „America's Got Talent" mit selbstgeschriebenen Songs und ihrer einzigartigen, rauchigen Stimme. Ihr Gewinner-Song „I Don't Know My Name" wurde zum viralen Hit. Seitdem veröffentlichte sie mehrere Alben, tourte weltweit, spielte in Filmen mit (u.a. "Stargirl" 2020) und ermutigt junge Fans, ihre kreative Stimme zu finden und authentisch zu sein. Grace gestaltet ihre Ukulelen gern selbst mit handgemalten Designs, Aufklebern und persönlichen Motiven. Sie zeigt, dass man mit Ukulele und Authentizität auch in der modernen Pop-Welt erfolgreich sein kann.

Eddie Vedder (geb. 1964)

Der Pearl-Jam-Sänger Eddie Vedder wurde in Illinois geboren und wuchs in Kalifornien auf. Er sammelte bereits als Teenager alte Ukulelen, fasziniert von ihrer Einfachheit und ihrem warmen Klang. Die Ukulele wurde für ihn ein Zufluchtsort und ein Weg, intime, persönliche Songs zu schreiben, fernab der lauten Rock-Bühnen. 2011 veröffentlichte er das Album „Ukulele Songs", auf dem er nur mit Ukulele begleitete Lieder über Liebe, Leben und Verlust singt. Das Album zeigt, wie tiefgründig, emotional und kraftvoll das Instrument klingen kann. Eddie spielt oft auf einer Vintage-Martin oder Kamaka Ukulele und tauscht auf Tourneen seltene Modelle gern mit Fans. Sein Stil ist schlicht, aber ausdrucksstark – die Ukulele dient als perfekte Begleitung für seine raue, ehrliche Stimme.

Billie Eilish (geb. 2001)

Billie Eilish Pirate Baird O'Connell wuchs in Los Angeles in einer kreativen Künstlerfamilie auf. Sie und ihr Bruder Finneas wurden zuhause unterrichtet und wuchsen mit Musik auf. Ihre ersten Songs schrieb Billie auf der Ukulele, bevor sie weltweit mit minimalistischem Electro-Pop die Charts eroberte. Ihr Durchbruch-Hit „Ocean Eyes" startete als Ukulele-Demo, das sie mit 13 Jahren im Kinderzimmer aufnahm und auf SoundCloud hochlud. Die Ukulele half ihr, Melodien und Songstrukturen zu entwickeln, bevor sie mit Finneas im Homestudio produzierten. Billie nutzt die Ukulele auch bei Akustik-Sets und Songwriting-Sessions. Sie zeigt, dass die Ukulele ein mächtiges Werkzeug für Songwriting und Kreativität ist – egal, in welche Richtung man später geht.

Berühmte Songs & Akkorde zum Lernen

Hier sind einige zeitlose Songs, die sich hervorragend für den Einstieg eignen. Wir haben dir die besten Anfänger-Versionen auf Ultimate Guitar verlinkt – eine fantastische Ressource zum Üben.

Song Künstler Warum er sich lohnt Link
Somewhere Over the Rainbow Israel Kamakawiwoʻole Der Ukulele-Klassiker schlechthin! Einfache Akkorde (C, Em, F, G), wunderschöne Melodie.
Riptide Vance Joy Der moderne Ukulele-Hit! Nur 3 Akkorde (Am, G, C), perfekt für Anfänger und klingt sofort gut.
I'm Yours Jason Mraz Sommerfeeling garantiert! Entspannter Reggae-Rhythmus mit einfachen Akkorden (C, G, Am, F).
Can't Help Falling in Love Elvis Presley Ein zeitloser Klassiker. Romantisch und bei Hochzeiten beliebt. Einfache Akkorde, schöne Melodie.
Count on Me Bruno Mars Ein Gute-Laune-Song über Freundschaft. Einfache Akkordfolge, positiver Vibe.

Bonus-Tipp: Die "magische" 4-Akkord-Folge C – G – Am – F funktioniert für hunderte von Pop-Songs! Mit diesen vier Akkorden kannst du schon unzählige Hits spielen.

Ausrüstung: Dein Weg zur perfekten Ukulele

Die Welt der Ukulelen ist vielfältig, aber überschaubar. Hier ist der ultimative Guide für alles, was du am Anfang wissen musst und worauf du achten solltest.

1. Ukulelen-Typen: Sopran, Konzert, Tenor & Bariton

Ukulelen gibt es in verschiedenen Größen, die sich in Klang, Spielbarkeit und Tonumfang unterscheiden:

Verschiedene Ukulele-Typen
  • Sopran-Ukulele (ca. 53cm): Die klassische, kleinste Ukulele. Typischer, heller "Ukulele-Sound". Standard-Stimmung: G-C-E-A (mit hohem G). Perfekt für Kinder und den klassischen hawaiianischen Klang, aber durch die geringe Größe etwas schwieriger für große Hände. Budget: ab 30€ (besser: ab 60€).
  • Konzert-Ukulele (ca. 58cm): Etwas größer als Sopran, mit mehr Bünden und vollerem Klang. Noch portabel, aber komfortabler zu spielen. Ideal für Erwachsene und Fortgeschrittene. Die beliebteste Größe für Anfänger! Budget: ab 50€ (besser: ab 80€).
  • Tenor-Ukulele (ca. 66cm): Noch größer, mit noch vollerem, wärmerem Klang. Mehr Platz zwischen den Bünden, perfekt für Solospiel und Fingerpicking. Wird oft von Profis bevorzugt (z.B. Jake Shimabukuro). Budget: ab 100€ (besser: ab 150€).
  • Bariton-Ukulele (ca. 76cm): Die größte Ukulele, gestimmt wie die obersten 4 Saiten einer Gitarre (D-G-B-E). Klingt tiefer, gitarrenähnlicher. Perfekt für Gitarristen, die auf Ukulele umsteigen. Budget: ab 120€.

2. Material & Holz: Was macht den Unterschied?

Ukulele-Holz und Verarbeitung
  • Koa-Holz: Das traditionelle hawaiianische Holz. Warm, ausgewogen, mit schönem Klang. Teurer, aber wunderschön. Wird mit der Zeit besser! (ab 300€)
  • Mahagoni: Warmer, weicher Klang. Häufig bei preiswerten und mittleren Ukulelen. Sehr beliebt! (ab 60€)
  • Fichte (Spruce): Hell, brillant, laut. Oft für die Decke verwendet. Perfekt für Strumming. (ab 80€)
  • Akazie/Ahorn: Heller Klang, gute Projektion. Oft bei günstigen Instrumenten. (ab 50€)
  • Laminat vs. Massivholz: Laminat ist günstiger und robuster, aber Massivholz klingt besser und reift mit der Zeit. Für Anfänger reicht Laminat, Fortgeschrittene sollten zu Massivholz greifen.

3. Saiten: Nylon, Fluorocarbon & Co.

Die Saiten haben großen Einfluss auf Klang und Spielgefühl:

  • Nylon-Saiten: Weich, warm, klassisch. Standard bei den meisten Ukulelen. Günstig und angenehm zu spielen.
  • Fluorocarbon-Saiten: Klarer, brillanter Klang. Langlebiger und stimmstabiler als Nylon. Beliebt bei Fortgeschrittenen. Etwas teurer. (Empfehlung: Aquila Nylgut, D'Addario Pro-Arté)
  • Saitenwechsel: Alle 3-6 Monate wechseln, je nach Spielhäufigkeit. Neue Saiten brauchen ein paar Tage, um sich zu setzen und stimmstabil zu werden.

4. Zubehör: Das brauchst du noch

Ukulele-Zubehör
  • Stimmgerät: ABSOLUTES MUSS! Eine verstimmte Ukulele klingt schrecklich. Clip-Tuner (ca. 10-15€) sind perfekt. Alternativ: Stimm-Apps (z.B. "GuitarTuna" kostenlos).
  • Gigbag/Tasche: Schützt deine Ukulele beim Transport. Es gibt gepolsterte Gigbags ab 15€ und Hardcases ab 40€.
  • Gurt: Für komfortables Spielen im Stehen. Ukulele-Gurte sind dünn und leicht (ab 5€).
  • Kapodaster: Verändert die Tonhöhe, ohne andere Griffe lernen zu müssen. Hilfreich, um mit Sängern zusammen zu spielen. (ab 5€)
  • Notenständer: Für Notenblätter und Songbooks. (ab 15€)
  • Plektren (Picks): Optional. Manche bevorzugen Fingerpicking, andere nutzen dünne Filz-Picks. Einfach ausprobieren!

5. Empfehlenswerte Marken & Kauftipps

  • Einsteiger (50-150€): Kala, Mahalo, Lanikai, Flight, Ortega, Baton Rouge. Diese Marken bieten gute Qualität für kleines Geld.
  • Mittelklasse (150-400€): Kala (höhere Modelle), Cordoba, Pono, Ohana, Kanile'a. Massivholz, bessere Verarbeitung, deutlich besserer Klang.
  • Profi (ab 400€): Kamaka, KoAloha, Martin, Kanile'a Custom, G-String. Handarbeit, Koa-Holz, für Sammler und Profis.
  • Kauftipp: Teste mehrere Ukulelen im Geschäft! Jede klingt anders. Achte auf saubere Verarbeitung (keine scharfen Bünde), gute Stimmstabilität und angenehmes Spielgefühl.
  • Online kaufen: Günstiger, aber du solltest die Marke/das Modell vorher angespielt haben. Achte auf gute Rückgaberechte!

6. Pflege & Wartung

Ukulelen mögen keine Extreme: Keine direkte Sonneneinstrahlung, keine Hitze (Auto!), keine extreme Kälte oder Feuchtigkeit. Ideal: 18-22°C, 40-60% Luftfeuchtigkeit.

Reinigung: Mit leicht feuchtem Tuch abwischen. Keine aggressiven Reinigungsmittel! Griffbrett kann man mit Zitronenöl pflegen.

Saiten: Nach dem Spielen kurz abwischen, um Handschweiß zu entfernen – das verlängert die Lebensdauer.