Geschichte der Gitarre: Von der Laute zur Rock-Ikone

Die Geschichte der Gitarre ist eine faszinierende Reise durch Kulturen und Jahrhunderte. Ihre ältesten Vorfahren sind Zupfinstrumente wie die arabische Oud oder die europäische Laute. Schon im antiken Ägypten gab es Instrumente, die dem Prinzip der Gitarre ähnelten.

Die Wiege in Spanien

Im 15. und 16. Jahrhundert entwickelte sich in Spanien die "Vihuela", ein Instrument mit der Form einer Gitarre und doppelchörigen Saiten, das als direkter Vorläufer gilt. Parallel dazu gab es die spanische Gitarre, die sich im 17. und 18. Jahrhundert von vier auf fünf Saitenpaare erweiterte und bereits in Adelshäusern und bei Hofe beliebt war. Diese Instrumente wurden meist für die Begleitung von Gesang oder zum Spielen von Tanzmusik eingesetzt.

Antonio de Torres Jurado: Der Vater der modernen Gitarre

Der entscheidende Schritt zur modernen Akustikgitarre gelang dem spanischen Gitarrenbauer Antonio de Torres Jurado (1817–1892) um 1850. Er vergrößerte den Korpus und entwickelte eine neue Innenbeleistung ("Fächerbeleistung"), die dem Instrument mehr Lautstärke, Sustain und einen wärmeren, volleren Klang verlieh. Sein Design ist bis heute der Goldstandard für klassische Gitarren und beeinflusst den Bau von Akustikgitarren weltweit.

Die Elektrifizierung: Eine neue Ära beginnt

Die größte Revolution des 20. Jahrhunderts war zweifellos die elektrische Gitarre. Mit dem Aufkommen großer Orchester und Big Bands in den 1920er und 30er Jahren wurde es für Gitarristen schwierig, sich klanglich durchzusetzen. Pioniere wie Adolph Rickenbacker experimentierten mit elektromagnetischen Tonabnehmern, um die Gitarre lauter zu machen. Die ersten serienmäßigen E-Gitarren, wie die "Frying Pan" von Rickenbacker, waren noch recht kurios anzusehen.

Die Einführung der Solidbody-Gitarren durch Leo Fender mit der Telecaster (1950) und Stratocaster (1954) sowie durch Les Paul mit der nach ihm benannten Gibson Les Paul (1952) veränderte die Musiklandschaft für immer. Diese Instrumente schufen den Sound von Blues, Jazz, Rock 'n' Roll, Pop und unzähligen weiteren Genres und ermöglichten eine ungeahnte klangliche Ausdrucksvielfalt. Die E-Gitarre wurde zum Symbol für Jugendkultur und Rebellion.

Bis heute entwickeln sich Gitarren und Gitarrentechnik ständig weiter, von modernen digitalen Verstärkern bis hin zu innovativen Materialwissenschaften im Gitarrenbau, doch das Grundprinzip der Saitenschwingung bleibt bestehen.

Ikonen an den sechs Saiten: Berühmte Gitarristen

Unzählige Musiker haben die Gitarre zu dem gemacht, was sie heute ist. Ihre Innovationen, Virtuosität und Leidenschaft haben ganze Generationen inspiriert. Hier sind einige der größten Namen:

Jimi Hendrix (1942-1970)

Jimi Hendrix wuchs in Seattle in bescheidenen Verhältnissen auf und fand schon als Teenager in der Gitarre seinen Zufluchtsort. Nach seiner Zeit bei der 101st Airborne tourte er mit Rhythm-&-Blues-Bands durch die USA, bevor ihn Chas Chandler 1966 nach London holte, wo er mit Feedback, Wah-Wah und Studioexperimenten die Rockmusik revolutionierte – meist auf einer auf links gedrehten Rechtshänder-Stratocaster, die er einen Halbton tiefer stimmte und bei Shows auch mal in Flammen setzte.

Eric Clapton (geb. 1945)

Eric Clapton wurde in Surrey von seinen Großeltern großgezogen und arbeitete sich von den Yardbirds über Cream bis zur Solokarriere zum Aushängeschild des britischen Bluesrock hoch. Nach öffentlich geführten Kämpfen gegen seine Sucht engagiert er sich heute für Therapie- und Reha-Projekte – und sein Spitzname „Slowhand" erinnert daran, wie geduldig das Publikum seine ausgedehnten Saitenwechsel beklatschte.

B.B. King (1925-2015)

Riley B. „B.B.“ King arbeitete als Jugendlicher auf Baumwollfeldern in Mississippi, bevor er als Radiomoderator nach Memphis ging und dort den modernen Blues maßgeblich mitgestaltete. Mehr als 15.000 Konzerte machten ihn zum Botschafter des Genres und zu einer stilprägenden Stimme für Generationen von Gitarristen – seine Gitarre taufte er nach einem Tanzsaalbrand „Lucille" und ließ ihr von Gibson eigene Signature-Modelle widmen.

Jimmy Page (geb. 1944)

Jimmy Page war schon als Teenager gefragter Studiomusiker und gründete nach den Yardbirds Led Zeppelin, deren Sound er als Produzent, Songwriter und Gitarrist formte. Seine Mischung aus Blues, Folk und Hardrock sowie sein Gespür für Dramaturgie machten die Band zu einer Ikone der 1970er Jahre – gelegentlich setzte er auf der Bühne sogar einen Geigenbogen ein und pflegte eine Vorliebe für okkulte Literatur.

Eddie Van Halen (1955-2020)

Eddie Van Halen zog als Kind von den Niederlanden nach Kalifornien, lernte zunächst Klavier und fand dann mit seinem Bruder Alex zur Gitarre. Mit Van Halen brachte er in den späten 1970ern eine neue, spektakuläre Virtuosität in den Rock, tüftelte an seiner selbstgebauten „Frankenstrat" und blieb trotz gesundheitlicher Rückschläge bis zuletzt kreativ.

Mark Knopfler (geb. 1949)

Mark Knopfler wurde in Schottland geboren, wuchs im Norden Englands auf und arbeitete als Journalist und Lehrer, bevor Dire Straits mit „Sultans of Swing" durchstarteten. Seither verbindet er lässiges Storytelling mit subtilem Spiel, formt seinen warmen Ton ganz ohne Plektrum und komponiert regelmäßig Filmmusik.

Berühmte Songs & Licks zum Lernen

Hier sind einige zeitlose Songs, die sich hervorragend für den Einstieg eignen. Wir haben dir die besten Anfänger-Versionen auf Ultimate Guitar verlinkt – eine fantastische Ressource zum Üben.

Song Künstler Warum er sich lohnt Link
Knockin' on Heaven's Door Bob Dylan / Guns N' Roses Mit nur 4 super einfachen Akkorden (G, D, Am, C) ist dies der perfekte Song, um Akkordwechsel zu meistern. Link zu Ultimate Guitar
Smoke on the Water Deep Purple Der berühmteste Riff der Welt! Er wird nur auf einer Saite gespielt und ist ein riesiger Motivationsschub für absolute Anfänger an der E-Gitarre. Link zu Ultimate Guitar
Wonderwall Oasis Der Lagerfeuer-Klassiker. Er trainiert Rhythmusgefühl und verwendet einfache Akkorde, die schnell ins Ohr gehen. Link zu Ultimate Guitar
Three Little Birds Bob Marley Ein Gute-Laune-Song mit nur 3 Akkorden (A, D, E) und einem entspannten Reggae-Rhythmus. Perfekt für den Sommer! Link zu Ultimate Guitar
Bad Moon Rising Creedence Clearwater Revival Ein einfacher 3-Akkord-Song (D, A, G) mit einem mitreißenden Rhythmus, der sofort Spaß macht. Link zu Ultimate Guitar

Ausrüstung: Dein Weg zum perfekten Sound

Die Welt der Gitarren-Ausrüstung ist riesig, aber keine Sorge! Hier ist der ultimative Guide für alles, was du am Anfang wissen musst und worauf du achten solltest.

1. Gitarrentypen: Akustisch vs. Elektrisch

Akustische Gitarren:

Sie erzeugen ihren Klang rein durch den Resonanzkörper, ohne elektronische Verstärkung. Perfekt für unplugged Sessions, Lagerfeuer oder entspanntes Üben zuhause.

Akustikgitarre Draufsicht
  • Konzertgitarre (Nylonsaiten): Die idealste Wahl für absolute Anfänger und Kinder. Die weichen Nylonsaiten sind extrem schonend für ungeübte Fingerkuppen. Ihr warmer, runder Klang ist perfekt für klassische Musik, Flamenco oder sanftes Fingerpicking. Der breitere Hals hilft dabei, die Finger sauber auf die Saiten zu setzen.
  • Westerngitarre (Stahlsaiten): Der Allrounder schlechthin für Pop, Rock, Folk, Country und Singer-Songwriter. Sie ist lauter und hat einen brillanteren, knackigeren Klang. Die Stahlsaiten erfordern anfangs etwas mehr Druck und Durchhaltevermögen, bis sich Hornhaut gebildet hat. Achte hier besonders auf eine niedrige Saitenlage!

Elektrische Gitarren (E-Gitarren):

Benötigen einen Verstärker, um ihren Klang hörbar zu machen. Der Sound wird durch elektromagnetische Tonabnehmer erzeugt und ist dadurch extrem formbar – von glasklar bis brachial verzerrt. E-Gitarren haben oft eine leichtere Bespielbarkeit.

Elektrische Gitarre
  • Solidbody (Massivholz): Der Standard für Rock, Metal, Funk und Blues. Diese Gitarren haben keinen Hohlraum im Korpus (z.B. Fender Stratocaster, Gibson Les Paul). Sie sind unempfindlicher gegenüber Rückkopplungen und bieten viel Sustain.
  • Semi-Hollow (Halbresonanz): Besitzt einen kleinen Hohlraum im Korpus (z.B. Gibson ES-335). Das verleiht ihnen einen wärmeren, "luftigeren" Ton als Solidbody-Gitarren. Beliebt im Blues, Jazz, Indie-Rock und bei Clean-Sounds.

2. Verstärker (Amps): Die Stimme deiner E-Gitarre

Für eine E-Gitarre ist der Amp genauso wichtig wie das Instrument selbst. Er prägt den Sound entscheidend.

Gitarrenverstärker
  • Röhrenverstärker: Der heilige Gral für viele Gitarristen. Sie bieten einen warmen, dynamischen und organischen Klang, der besonders bei Übersteuerung einzigartig ist. Röhren-Amps sind schwerer, teurer und wartungsintensiver. Für zuhause gibt es aber auch kleine Röhren-Combos.
  • Transistorverstärker (Solid-State): Zuverlässig, oft günstiger und wartungsfrei. Sie klingen sehr sauber und sind eine gute Option für alle, die einen klaren, unverfälschten Sound suchen. Moderne Transistor-Amps können auch gut klingen.
  • Modeling-Amps: Die Alleskönner. Digitale Verstärker, die den Klang von Dutzenden berühmten Röhren-Amps, Boxen und Effekten simulieren können. Perfekt für Anfänger und Fortgeschrittene, die viele verschiedene Sounds ausprobieren wollen, ohne unzählige Geräte kaufen zu müssen. Viele haben integrierte Effekte und Kopfhöreranschlüsse.

3. Effektpedale: Die Gewürze deines Sounds

Effektpedale (auch "Treter" oder "Bodeneffekte" genannt) werden zwischen Gitarre und Amp geschaltet, um den Klang zu verändern. ` `

Effektpedale Nahaufnahme
  • Zerr-Pedale (Overdrive, Distortion, Fuzz): Das Herz des Rock-Sounds. Sie fügen dem Signal Sättigung, Obertöne und Biss hinzu. Overdrive ist eine sanfte Verzerrung, Distortion aggressiver, Fuzz extrem.
  • Modulations-Effekte (Chorus, Flanger, Phaser, Tremolo): Erzeugen schwebende, psychedelische oder "wabernde" Klänge, indem sie das Signal in Tonhöhe oder Lautstärke modulieren.
  • Zeitbasierte Effekte (Delay, Reverb): Erzeugen Echos (Delay) oder simulieren Räume (Reverb/Hall). Sie geben dem Sound Tiefe, Atmosphäre und Größe.
  • Dynamik-Effekte (Kompressor): Gleichen Lautstärkeunterschiede aus und lassen das Signal voller und länger klingen.

4. Kabel, Plektren & Saiten: Die stillen Helden

Kabel: Investiere in ein anständiges Instrumentenkabel. Billige Kabel sind anfällig für Störgeräusche (Brummen, Rauschen) und gehen schnell kaputt. Ein hochwertiges Kabel sorgt für eine saubere Signalübertragung.

Kabelanschluss

Plektren: Es gibt sie in hunderten Formen und Stärken (von 0.40mm bis über 2.0mm). Kaufe am Anfang am besten ein gemischtes Set, um zu experimentieren. Dünnere Plektren sind gut für sanftes Akkord-Geschrammel, dickere geben mehr Kontrolle und Attack bei Soli oder schnellem Spiel.

Plektren am Verstärker

Saiten: Frische Saiten klingen besser und sind stimmstabiler! Es lohnt sich, sie alle paar Monate zu wechseln. Die Dicke (Stärke) der Saiten hat großen Einfluss auf das Spielgefühl und den Ton. Leichtere Saiten sind einfacher zu spielen, schwerere haben mehr Sustain und Volumen.

Stimmgerät: Absolutes MUSS! Eine verstimmte Gitarre macht keinen Spaß und klingt nicht gut. Clip-Tuner, die an die Kopfplatte geklemmt werden, sind günstig, präzise und für Anfänger ideal. Es gibt auch viele gute Stimm-Apps für Smartphones.

Unsere Gitarrenlehrer

Gitarrenlehrer der kleinen Musikschule

Alex Flöter

Unterrichtet: E-Gitarre, Akustikgitarre (Anfänger & Fortgeschrittene)
Stilrichtungen: Rock, Pop, Blues
Alex ist der Gründer der Schule. Seine Leidenschaft ist es, Schülern nicht nur das Nachspielen von Songs, sondern auch das kreative Selbermachen beizubringen.