Geschichte des E-Bass: Das Fundament der modernen Musik

Die Geschichte des E-Bass ist eine faszinierende Reise durch die moderne Musikgeschichte. Als direkter Nachfolger des Kontrabasses revolutionierte der elektrische Bass in den 1950er Jahren die Art und Weise, wie Musik gespielt und produziert wurde.

Der Kontrabass: Der Vorläufer

Bevor es den E-Bass gab, war der Kontrabass das Fundament von Jazz, Blues und früher Rockmusik. Doch das große, sperrige Instrument war schwer zu transportieren, teuer und musste verstärkt werden, um in lauten Bandkonstellationen mithalten zu können. Zudem war die Intonation aufgrund der bundlosen Bauweise eine Herausforderung für viele Musiker.

Die Erfindung des E-Bass: Leo Fender's Revolution

In den 1950er Jahren entwickelte Leo Fender den ersten serienmäßig hergestellten elektrischen Bass: den Fender Precision Bass (1951). Der Name "Precision" (deutsch: Präzision) bezog sich darauf, dass durch die Bünde eine präzise Intonation möglich war – im Gegensatz zum bundlosen Kontrabass. Dieses kompakte, bundierte Instrument war leicht zu transportieren, konnte problemlos verstärkt werden und war wesentlich günstiger als ein Kontrabass.

1960 folgte der Fender Jazz Bass, der mit zwei Tonabnehmern und einem schlankeren Hals mehr klangliche Flexibilität bot. Diese beiden Modelle legten den Grundstein für nahezu alle modernen E-Bässe.

Der E-Bass in Rock, Funk und Jazz

Der E-Bass wurde schnell zum unverzichtbaren Fundament jeder Band. In den 1960er und 70er Jahren prägten Bassisten wie Paul McCartney (The Beatles), James Jamerson (Motown) und Jaco Pastorius (Weather Report) den Sound ihrer Zeit. Neue Spieltechniken wie Slapping, Popping und Tapping entstanden und machten den Bass von einem reinen Begleitinstrument zum Soloinstrument.

Im Funk revolutionierte Larry Graham mit seinem perkussiven Slap-Stil das Instrument. Im Progressive Rock zeigten Musiker wie Chris Squire (Yes) und Geddy Lee (Rush), dass der Bass melodisch und virtuos sein kann.

Moderne Entwicklungen

Heute gibt es E-Bässe mit vier, fünf, sechs oder sogar mehr Saiten. Aktive Elektronik mit integrierten Vorverstärkern ermöglicht präzise Klangregelung direkt am Instrument. Fretless-Bässe (bundlose Bässe) bieten einen warmen, singenden Ton, der an den Kontrabass erinnert. Moderne Bassisten nutzen Effektpedale, Looper, digitale Verstärker und innovative Spielweisen, um immer neue Sounds zu kreieren. Der Bass ist aus keiner Band wegzudenken – ob in Rock, Pop, Jazz, Funk, Metal, Hip-Hop oder elektronischer Musik.

Ikonen am E-Bass: Berühmte Bassisten

Ob Jazz, Rock oder Funk – diese Bassistinnen und Bassisten zeigen, wie vielfältig das Fundament einer Band klingen kann. Ihre Innovationen, Virtuosität und Leidenschaft haben ganze Generationen inspiriert.

Jaco Pastorius (1951-1987)

Der in Florida geborene Jaco Pastorius wechselte nach einer Handverletzung vom Schlagzeug zum Bass und stieg mit Anfang zwanzig bei Weather Report ein. Mit singenden Flageoletts, Walking Lines und Improvisationen auf Weltniveau machte er den Fretless-Bass zum Soloinstrument – inklusive des legendären Fender Jazz Bass, dem er eigenhändig die Bundstäbe zog und dessen Griffbrett er mit Epoxidharz versiegelte. Sein Debutalbum "Jaco Pastorius" (1976) gilt bis heute als Meilenstein der Bassgeschichte. Trotz seines tragischen Todes mit nur 35 Jahren bleibt sein Einfluss ungebrochen.

Flea (geb. 1962)

Michael „Flea" Balzary zog als Kind von Australien nach Los Angeles, wo ihn sein jazzspielender Stiefvater musikalisch prägte. Mit seinem Schulfreund Anthony Kiedis gründete er die Red Hot Chili Peppers, deren energiegeladener Mix aus Funk, Punk und Rock ihn weltweit bekannt machte. Sein aggressiver Slap-Stil und melodisches Spiel definieren den Sound der Band. Daneben engagiert er sich mit dem Silverlake Music Conservatory für musikalischen Nachwuchs, unterrichtet selbst und steht immer wieder als Schauspieler vor der Kamera. Flea ist bekannt für seine energetischen Live-Performances, bei denen er oft barfuß und shirtless auf der Bühne steht.

Marcus Miller (geb. 1959)

Marcus Miller wuchs in Brooklyn in einer Musikerfamilie auf und war bereits mit 15 Jahren als Studioprofi gefragt. Als Komponist, Produzent und Multiinstrumentalist schrieb er u. a. den Titeltrack für Miles Davis' Album „Tutu", gewann mehrere Grammys und kombiniert bis heute Funk, Jazz und Soul mit eigener Klarinette oder programmierten Synth-Sounds. Sein charakteristischer Slap-Sound und seine melodischen Soli machten ihn zu einem der gefragtesten Session-Bassisten der 1980er Jahre. Er spielte mit Luther Vandross, Herbie Hancock und unzähligen anderen Jazz- und Pop-Größen.

Paul McCartney (geb. 1942)

Paul McCartney aus Liverpool prägte mit melodischen Basslinien den Sound der Beatles, nachdem er das Instrument notgedrungen übernahm, als ihr ursprünglicher Bassist Stuart Sutcliffe die Band verließ. McCartneys Basslinien sind oft ebenso einprägsam wie die Melodien selbst – Songs wie "Come Together", "Penny Lane" oder "Something" sind perfekte Beispiele für seinen melodischen Ansatz. Nach der Band gründete er Wings, schrieb unzählige Hits, komponierte Orchesterwerke und engagiert sich bis heute für Tierschutz und Bildung. Sein bevorzugtes Instrument war der Höfner 500/1 "Violin Bass", dessen charakteristischer Sound untrennbar mit dem frühen Beatles-Sound verbunden ist.

Carol Kaye (geb. 1935)

Carol Kaye begann als Jazz-Gitarristin in Los Angeles und avancierte als Mitglied der legendären „Wrecking Crew" zur meistgebuchten Studiobassistin der 1960er Jahre. Sie spielte auf Tausenden von Aufnahmen, darunter Hits von den Beach Boys ("Good Vibrations"), den Monkees, Simon & Garfunkel und vielen mehr. Sie bevorzugte Plektren für ihren präzisen Attack und entwickelte einen charakteristischen, perkussiven Stil. Carol Kaye veröffentlichte einflussreiche Lehrmaterialien und brach als Frau in der männerdominierten Studiowelt der 1960er Jahre wichtige Barrieren. Ihre Basslinien sind auf mehr Chart-Hits zu hören als die fast aller anderen Bassisten.

Berühmte Basslines & Grooves zum Lernen

Hier sind einige legendäre Basslinien, die sich hervorragend für den Einstieg eignen. Wir haben dir die besten Anfänger-Versionen auf Ultimate Guitar verlinkt – eine fantastische Ressource zum Üben.

Song Künstler Warum er sich lohnt Link
Another One Bites the Dust Queen Der Klassiker! Eine der bekanntesten Basslinien überhaupt. Perfekt für Anfänger, um Timing und Groove zu entwickeln. Link zu Ultimate Guitar
Come Together The Beatles Paul McCartneys ikonische Basslinie – rhythmisch, funky und ein Muss für jeden Bassisten. Link zu Ultimate Guitar
Money Pink Floyd Ein ungewöhnlicher 7/4-Takt macht diesen Song zur perfekten Übung für komplexe Rhythmen. Link zu Ultimate Guitar
Billie Jean Michael Jackson Diese hypnotische Basslinie von Louis Johnson ist einfach zu lernen, aber extrem effektiv. Link zu Ultimate Guitar
Stand By Me Ben E. King Eine wunderschöne, melodische Basslinie, die zeigt, dass der Bass auch emotional berühren kann. Link zu Ultimate Guitar

Ausrüstung: Dein Weg zum perfekten Bass-Sound

Die Welt der Bass-Ausrüstung ist riesig, aber keine Sorge! Hier ist der ultimative Guide für alles, was du am Anfang wissen musst und worauf du achten solltest.

1. Bass-Typen: 4-Saiter, 5-Saiter & mehr

4-saitige Bässe (Standard):

Der klassische E-Bass hat vier Saiten, die in E-A-D-G gestimmt werden. Dies ist der Standard für die meisten Musikstile und perfekt für Anfänger. Die meisten legendären Basslinien wurden auf einem 4-Saiter gespielt.

4-saitiger E-Bass
  • Precision Bass (P-Bass): Der Klassiker von Fender. Mit einem Split-Coil-Tonabnehmer liefert er einen warmen, druckvollen Sound. Perfekt für Rock, Pop, Punk und Alternative.
  • Jazz Bass (J-Bass): Ebenfalls von Fender, mit zwei Single-Coil-Tonabnehmern. Vielseitiger Sound, der von tief und warm bis hell und knackig reicht. Beliebt im Funk, Jazz und R&B.
  • Music Man StingRay: Mit aktivem Humbucker und kräftiger 3-Band-EQ. Bekannt für seinen perkussiven Slap-Sound.

5- und 6-saitige Bässe:

Für erweiterten Tonumfang gibt es Bässe mit mehr Saiten. Ein 5-Saiter hat meist eine tiefe B-Saite (B-E-A-D-G), perfekt für moderne Metal-, Hip-Hop- und Pop-Produktionen. 6-Saiter fügen oft noch eine hohe C-Saite hinzu und sind bei Solisten beliebt.

Fretless-Bässe (bundlos):

Ohne Bünde klingen diese Bässe warm, singend und kontrabassähnlich. Sie erfordern präzise Intonation, belohnen aber mit einem einzigartig expressiven Klang. Jaco Pastorius machte sie berühmt.

2. Verstärker & Boxen: Die Stimme deines Bass

Ein Bass-Verstärker ist speziell für die tiefen Frequenzen des Bass ausgelegt. Normale Gitarren-Amps können durch die tiefen Töne beschädigt werden!

Bass-Verstärker
  • Combo-Amps: Verstärker und Lautsprecher in einem Gehäuse. Kompakt und praktisch für Übung und kleine Gigs. Ideal für Anfänger. (z.B. Fender Rumble Serie, Ampeg BA-Serie)
  • Stacks (Head + Cabinet): Verstärkerkopf und separate Lautsprecherbox(en). Flexibler und kraftvoller, aber schwerer. Perfekt für große Bühnen und wenn mehr Power gebraucht wird.
  • Röhren vs. Transistor: Röhren-Amps liefern warmen, vintage Sound, sind aber schwer und teuer. Transistor-Amps (Solid-State) sind zuverlässig, günstig und wartungsfrei. Moderne Class-D-Amps sind leicht, kraftvoll und energieeffizient.
  • Übungsamps: Kleine Amps (10-30 Watt) mit Kopfhöreranschluss für zuhause. Oft mit integrierten Effekten und AUX-Eingang zum Mitspielen mit Musik.

3. Effektpedale: Klangfarben für den Bass

Auch wenn der Bass oft "clean" gespielt wird, gibt es tolle Effekte, die deinen Sound bereichern können.

Bass-Effektpedale
  • Kompressor: Der wichtigste Effekt für viele Bassisten. Er gleicht Lautstärkeunterschiede aus, macht den Sound voller und lässt Noten länger klingen. Unverzichtbar für Slap und Funk.
  • Overdrive/Distortion: Fügt Sättigung und Biss hinzu. Von dezenter Wärme bis zu aggressivem Rock/Metal-Sound. Beliebt: Darkglass Electronics, SansAmp Bass Driver.
  • Chorus: Macht den Bass breiter und "fetter" klingen. Verleiht dem Sound Tiefe und Bewegung.
  • Octaver: Fügt eine tiefere Oktave hinzu (oder höher). Erzeugt synth-ähnliche Sounds oder macht den Bass noch massiver.
  • Envelope Filter (Auto-Wah): Der Funk-Effekt! Erzeugt das typische "wah-wah"-Quaken, das auf vielen 70er-Funk-Platten zu hören ist.

4. Kabel, Saiten & Zubehör: Die stillen Helden

Kabel: Investiere in ein anständiges Instrumentenkabel. Billige Kabel sind anfällig für Störgeräusche und gehen schnell kaputt. Ein hochwertiges Kabel sorgt für saubere Signalübertragung.

Bass-Kabel und Zubehör

Saiten: Bassaiten gibt es in verschiedenen Materialien und Stärken:

  • Roundwound: Standardsaiten mit geriffelter Oberfläche. Heller, brillanter Klang. Am vielseitigsten.
  • Flatwound: Glatte Oberfläche, warmer, dumpfer Vintage-Sound. Beliebt im Jazz und Motown.
  • Saitenstärke: Leichtere Saiten sind einfacher zu spielen, schwerere haben mehr Sustain und Druck.

Stimmgerät: Absolutes MUSS! Ein verstimmter Bass klingt schrecklich. Clip-Tuner oder Pedaltuner sind ideal.

Gurt: Ein guter, breiter Bassgurt entlastet Schulter und Rücken, besonders bei längeren Sessions.

Gigbag/Koffer: Schützt deinen Bass beim Transport. Ein Gigbag ist leichter, ein Hardcase bietet besseren Schutz.